In den vielen Jahren, die ich nun als Karriere-Coach arbeite, hatte ich immer wieder einmal Klient*innen, die sehr gefrustet bzw. unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation waren. Hier braucht es Achtsamkeit für sich selbst und die berufliche Situation, sich selbst diesen Fakt einzugestehen. Noch mehr Mut und Kraft braucht man, bis man beschließt, hier etwas zu ändern…
Wir Menschen sind so gestrickt, dass wir lieber die Zähne zusammenbeißen und durchhalten, als unser Leben in die Hand zu nehmen und etwas zu ändern. Denn Veränderungen sind neu, ungewohnt und kosten Kraft und Mut. Und diese Extraportion Kraft haben viele nicht übrig. Daher bleiben sie lieber dort, wo sie sind, und leiden weiter. Doch es kommen mehr und mehr Klient*innen zu mir ins Karriere-Coaching, die innerlich so weit sind, dass sie etwas ändern möchten. Gemeinsam erarbeiten wir dann erst einmal, was die Ursachen für den Jobfrust sind.
Hier gibt es verschiedene Gründe. Einige Gründe habe ich schon in meinem letzten Blogbeitrag „Unzufrieden mit dem Job?“ angesprochen und vorgestellt. Darüber hinaus gibt es jedoch noch weitere Ursachen, die zu einer innerlichen Kündigung führen können.
Jobfrust, weil Sie nicht die richtigen Aufgaben haben
Jeder Mensch ist eine einzigartige Mischung aus Talenten, Fähigkeiten und Kompetenzen. Jeder Mensch hat ein individuelles Bedürfnis nach Nähe bzw. Distanz zu anderen Menschen, oder nach sich wiederholenden Aufgaben und viel Abwechslung. Wie genau ist das bei jedem einzelnen? Das gilt es zu erkunden und abzugleichen mit der aktuellen Arbeitssituation. Inwieweit passen die Aufgaben zum Menschen und umgekehrt. Vielleicht hat derjenige viele gleichartige, sich wiederholendende Tätigkeiten und ist aber jemand, der sich nach Abwechslung und immer neuen Herausforderungen sehnt? Ich hatte früher eine Kollegin, die hielt es kaum eine Woche im Büro aus. Das war ihr zu viel Gleichförmigkeit. Sie war jemand, der jeden Tag und jede Woche neu planen und anders erleben wollte. Klar, dass sie den Job nicht lange gemacht hat.
Jobfrust, weil das berufliche Umfeld nicht stimmt
Auch das Umfeld hat einen großen Einfluss auf den Jobfrustgrad. Wenn die Kollegen und die Branche „richtig“ sind, dann fühlen sich die Menschen dort wohl und gehen auch jeden Tag gerne hin. Wenn mindestens einer der genannten Faktoren aber nicht stimmt, dann kostet es Überwindung und das Einreden von vielen guten Argumenten, um jeden Tag wieder zur Arbeit zu gehen. Kürzlich hatte ich eine Klientin, die aus Leidenschaft eine Naturwissenschaft studiert hat. Sie arbeitete anschließend bei einem Naturkosmetikhersteller. Bei flüchtiger Betrachtung machte dies Sinn und hörte sich an, als ob die Klientin im richtigen Umfeld sei. Doch in ihrem Job war sie mit den offiziellen Zulassungsprozessen und gesetzlichen Bestimmungen für die neuen Kosmetikprodukte ihres Arbeitgebers beschäftigt und durfte diese prüfen. Das war eine sehr juristisch orientierte Stelle, die wenig Kreativität und Freiraum ermöglicht hat und ihr nicht zugesagt hat. Daher haben wir eine passendere Alternative erarbeitet.
Jobfrust aufgrund fehlender Erfolge, trotz größter Anstrengungen
Da die Naturwissenschaftlerin keinen rechtswissenschaftlichen Hintergrund hatte, war viel Engagement und Zeiteinsatz erforderlich, um sich das fehlende juristische Know-How anzueignen. Idealerweise wäre dieser Job etwas für Menschen, die natur– und rechtswissenschaftliche Interessen habe. Die Klientin jedenfalls war hier nicht im richtigen Umfeld und konnte sich auch nach einer intensiven Einarbeitungsphase nicht mit dem Job anfreunden. Mögliche Perspektiven, sich in einen anderen Bereich weiterzuentwickeln, fehlten auch. So erarbeiteten wir eine neue berufliche Perspektive außerhalb ihres aktuellen Jobumfelds, damit sie ihren Jobfrust endlich loswerden konnte.
Jobfrust, weil Sie Ihr Potenzial nicht ausleben können
Früher, gleich nach dem Studium, habe ich mit meinem Studium in Betriebspädagogik (inhaltlich vergleichbar mit Personal-/Organisationsentwicklung) und dem weiteren Fach „Arbeits- und Organisationspsychologie“, zunächst für den Vorstand einer Bank gearbeitet. Das hat auf der einen Seite viel Spaß gemacht und waren auch wichtige Aufgaben, für die ich zuständig war. Nicht jeder meiner Kollegen durfte Vorstandsunterlagen für Aufsichtsratssitzungen vorbereiten oder den Vorstand bei Kundenbeschwerden persönlich, am Telefon oder schriftlich vertreten und diese bearbeiten. Doch habe ich hier nie mein volles Potenzial und mein Know-How, was ich habe, um Menschen in Ihrer Persönlichkeitsenwicklung weiterzubringen, einsetzen. Ein Teil meines Potenzials konnte ich nur selten einsetzen, wenn z.B. eine neue Software eingeführt wurde und ich meine Kollegen als Super-User schulen durfte. So ist es auch nachvollziehbar, dass ich diese Aufgabe nur knapp drei Jahre gemacht habe.
Jobfrust aufgrund von Routinen, Unterforderung und Langeweile (Bore-Out)
Neben dem Burn-Out (= körperlicher und geistiger Erschöpfungszustand aufgrund chronischer Überarbeitung) gibt es auch den Bore-Out. Dieses Phänomen ist dann gegeben, wenn Sie sich in Ihrem Job langweilen. Sie sind entweder zu überqualifiziert für die Aufgabe oder haben nach einiger Zeit soviel Routine und Erfahrung, dass sie an den Aufgaben nicht mehr wachsen können. Sie erledigen alles schnell nach „Schema F“ und fragen sich dann, wie sie die Zeit bis zum Feierabend verbringen sollen. Die Schwierigkeit besteht darin, diesen Zustand nicht vor anderen oder der eigenen Führungskraft eingestehen zu wollen oder zu können. Dadurch entstünde das Risiko, neue, schwierige und anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen, die evtl. zu anspruchsvoll sind und sie daran scheitern könnten. Außerdem wäre damit ein schönes und bequemes Leben vorbei. Auch dieser Fakt kann, wenn es ein dauerhafter Zustand wird, zu Jobfrust führen. Es ist langfristig macht sehr unzufrieden, wenn man keine Erfolgserlebnisse hat und sich nicht weiterentwickelt.
Können Sie sich mit einem der genannten Punkte identifizieren? Spüren Sie den Jobfrust? Möchten Sie noch länger durchhalten oder endlich Ihr berufliches Leben in die Hand nehmen? Melden Sie sich bei mir über das Kontaktformular. Gerne können wir einen Termin vereinbaren, um an Ihrem beruflichen Erfolg oder der Zufriedenheit zu arbeiten.
Nice article. Thanks for Sharing.