Konflikte sind kein schönes Thema. Wir setzen uns nicht gerne mit den unangenehmen Dingen im Leben auseinander. Auch in der Arbeitswelt werden Konflikte gerne absichtlich übersehen, totgeschwiegen oder verdrängt. Damit lösen sie sich aber nicht, werden für die Betroffenen immer schlimmer und können das Unternehmen regelrecht lahmlegen. Wenn Konflikte eskalieren, und Konfliktparteien sich lieber gegenseitig fertigmachen, als ihre Arbeit zu erledigen, kann der finanzielle Schaden für das Unternehmen in die Millionen gehen. Wollen Sie wirklich, dass es soweit kommt? 

 Gerade Führungskräfte, aber auch die Teammitglieder sollten ihre Konfliktfähigkeit trainieren und diese aktiv angehen, als passiv zuzusehen, wie Motivation und die Lust, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, mehr und mehr schwinden. Aber wie kann ich meine Konfliktfähigkeit trainieren?

Ein erster Schritt ist eine umfassende Konfliktanalyse, die insgesamt aus folgenden sechs Schritten besteht.

1. Selbstanalyse

Der erste Schritt ist eine Selbstanalyse. Das bedeutet ich setze mich mit der eigenen Situation auseinander und kläre meinen eigenen Standpunkt: Hilfreiche Fragen sind hier z.B.

  • Dreht sich der Konflikt um Fachfragen oder inhaltlich unterschiedliche Ansichten?
  • Geht es um Abläufe und Arbeitsorganisation?
  • Haben wir unterschiedliche Ziele und Perspektiven auf ein Thema?
  • Geht es um die zwischenmenschliche Seite der Zusammenarbeit?

2. Situationsanalyse

Der zweite Schritt ist die Auseinandersetzung mit der Situation: Wie gestalten sich die Rahmenbedingungen, Rollen ,Aufgaben und Aufträge?  Ist überhaupt klar, wer welche Rolle und Aufgabe in dem Projekt hat? Wer hat was zu sagen? Oder was kann ich überhaupt an Zusammenarbeit und Unterstützung erwarten? Welche Spielregeln gelten in dieser oder ähnlichen Situationen in unserem Unternehmen?

3. Analyse des Konfliktgegners
Der dritte Schritt ist eine Analyse des anderen, auch wenn ich dazu vielleicht keine Lust habe, denn ich bin ja sehr sauer auf ihn oder sie. Trotzdem ist es wichtig, den Konflikt aus der Perspektive des anderen zu betrachten. Dafür muss ich für einen inneren Rollentausch bereit sein. Angenommen, Sie wären in der Situation Ihres Konfliktpartners: Wie würde es Ihnen an seiner oder ihrer Stelle gehen? Wie würde es Ihnen an seiner oder ihrer Stelle gehen? Die Einfühlung klappt am besten, wenn Sie sich zunächst in die allgemeine Situation und dann erst in die spezielle  Konfliktsituation hineinversetzen. Versuchen Sie die Ziele des Konfliktpartners, seine Gefühle und Wünsche an Sie nachzuvollziehen.

4. Analyse der Interaktionsmuster

Bravo!  Jetzt haben Sie schon die Hälfte der Konfliktanalyse geschafft. Doch es geht noch weiter. Jetzt kommt der vierte Schritt, der sich auf die Interaktionsmuster bezieht. Können Sie wiederkehrende Muster in der gegenseitigen Interaktion mit dem Konfliktpartner erkennen? Das kann am Anfang des Konflikts sein, dass man sich nur noch kurz grüßt und nur noch das Nötigste miteinander redet. Wenn Sie dieses Muster erkennen, dann fängt der Konflikt schon an. Dieses Interaktionsmuster kann sich verschlimmern und dazu führen, dass Sie bald garnicht mehr miteinander reden.

5. Sinn oder Nutzen des Konflikts

Der fünfte Schritt ist, den Sinn oder Nutzen des Konflikts herauszuarbeiten. Eine hilfreiche Frage hierbei ist, wer von dem Konflikt profitieren könnte, wenn dieser nicht gelöst wird. Eine zweite hilfreiche Frage ist, wer einen Nutzen davon hätte, wenn der Konflikt gelöst wird. Hier spielen alle Beteiligten aus dem Umfeld auch eine Rolle.

6. Verfügbare Ressourcen

Der sechste und letzte Schritt ist ein Blick auf die Ressourcen. Welche Ressourcen stehen für die Konfliktlösung zur Verfügung? Was wurde bisher von wem schon zur Konfliktlösung unternommen?  Welche Personen aus Ihrem Umfeld könnten Sie bei der Konfliktlösung unterstützen? Welche weiteren Ressourcen können genutzt werden?

Nach dieser umfassenden Analyse und wenn die Emotionen sich abgekühlt haben, können Sie unter Berücksichtigung aller gewonnenen Erkenntnisse eine gute Entscheidung treffen. Sie wissen dann, wie Sie die  Konfliktlösung angehen werden. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!